Ergonomie - mehr als ein Werbeslogan?

Ergonomie - mehr als ein Werbeslogan?

Was haben Schmuck, Fahrräder, Fernbedienungen für TV, Kolbenhub-Pipetten, Schuhe, Büroeinrichtungen, Küchen, PC-Tastaturen, Kleidung, OP-Materialien, Sportgeräte und Türgriffe gemeinsam?

Ist die Frage ein Hirngespinst des Autors? Nein, alle diese Dinge sind laut Aussage ihrer Produzenten “ergonomisch”. Bei manchen dieser Utensilien trifft diese Aussage zu, bei anderen kann man vom “Vorgaukeln falscher Tatsachen” sprechen.

Der Begriff “Ergonomie” setzt sich aus den griechischen Wörtern ergon = Arbeit, Werk und nomos = Gesetz, Regel zusammen. Sie hat das Ziel, die Arbeitsbedingungen vom Arbeitsplatz bis zu den Arbeitsabläufen den Menschen anzupassen und so ihre Gesundheit zu schützen. Die Ergonomie kann man als eine Hilfswissenschaft bezeichnen, in der das Wissen und die Inhalte vieler Wissensbereiche von Arbeitsmedizin, über Orthopädie, Arbeitsrecht und Mechanik bis hin zu staatlichen Normrichtlinien zusammengefasst sind.

Die Umsetzung von ergonomischen Erkenntnissen trifft sicher für PC-Zubehör, Bürostühle oder OP-Materialien zu, aber für Schmuck und Küchen? Leider ist der Begriff “ergonomisch” heute zu einem inflationären Etikett verkommen, das nach Belieben der Hersteller den Produkten einfach aufgeklebt wird. Frei nach der Devise: Klingt niveauvoll, gesund, positiv und schlau, also ist es gut. Man könnte in diesem Zusammenhang sogar schon von Missbrauch sprechen. Skepsis ist angesagt.

Es gibt leider weder eine klare Definition noch eine wirksame, gesetzliche Regelung für den Fachbegriff Ergonomie. Hier ist eine Klärung dringend nötig. Ob vom Deutschen Institut für Normung (DIN) oder besser von der Europäischen Kommission für Arbeitsschutz und Normung (KAN) sollten und müssten exakte Festlegungen und Grundregeln definiert und in einer EU-Verordnung fixiert werden. Ziel muss es sein, dass als “ergonomisch” bezeichnete Produkte einer Standardprüfung, eventuell in einer Art Zertifizierung, standhalten. So kann der Verbraucher letztendlich sicher sein, dass er auch wirklich ein ergonomisch gestaltetes Erzeugnis kauft.

Bei Bio-Produkten geht es doch auch: wo Bio drauf steht, ist auch Bio drin. Das sollte auch für die Ergonomie gelten - in beiden Fällen geht es schließlich um die Gesunderhaltung der Menschen.