Ergonomie unterstützt Gesunderhaltung junger und älterer Mitarbeiter
Wir werden immer älter. Dank moderner medizinischer Versorgung, guter Ernährung und besserer Hygiene steigt das Durchschnittsalter - zumindest in Europa - stetig an. In Deutschland führt diese Entwicklung laut Statistischem Bundesamt dazu, dass 40 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr 2020 im Alter zwischen 50 und 64 sein werden.
Die Konsequenz: Immer weniger Unternehmen können es sich leisten, auf die Erwerbskraft der Älteren zu verzichten. Bereits im Jahr 2005 waren mehr über 50-Jährige als unter 30-Jährige in deutschen Betrieben tätig. Dennoch hinkt Deutschland im europäischen Vergleich der Beschäftigungsrate von Älteren hinterher. Stehen in Finnland rund 45,9 Prozent und in den Niederlanden rund 39,3 Prozent Ältere in Lohn und Brot, sind es in Deutschland gerade einmal 36,8 Prozent.
Der Grund sind vor allem Vorurteile: Ältere seien weniger belastbar, häufiger krank und verfügten über geringere Fähigkeiten hinsichtlich der Arbeitsleistung, des Lernens und der Informationsaufnahme. Zugegeben: In Sachen Muskelkraft und Schnelligkeit können es ältere Menschen mit ihren jüngeren Kollegen kaum aufnehmen. Über Bärenkräfte zu verfügen zählt aber in der heutigen Arbeitswelt - zumindest im Büro - nicht unbedingt zu den Stärken, auf die es ankommt. Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, als Menschen ihre Nahrung noch selbst jagen mussten, sondern in einer Wissens- und Informationsgesellschaft. Und hier liegen Ältere weit vorne.
Jugend setzt man mit Kraft und Schönheit gleich, das Alter mit Weisheit, Geduld und Ausdauer. Und genau hier liegt das große Potenzial älterer Arbeitnehmer. Um ihre jeweiligen Stärken nutzen zu können, müssen sowohl junge als auch ältere Mitarbeiter gesund sein, es bleiben und sich wohl fühlen. Unternehmen wollen langfristig vom Leistungspotenzial ihrer Mitarbeiter profitieren. Deshalb sollten sie frühzeitig dafür sorgen, dass dies auch funktioniert. Neben Angeboten für gemeinsame körperliche Fitness-Aktivitäten oder Aufklärungskampagnen für eine gesundheitsbewusste Lebensweise zählt vor allem ein nach neuesten ergonomischen Erkenntnissen gestalteter Arbeitsplatz zu den wichtigsten Faktoren.
Sich bei der Gestaltung gesund erhaltender Arbeitsumgebungen allein an den existierenden Gesetzen, Verordnungen und Unfallverhütungsvorschriften etc. zu orientieren, reicht leider nicht, denn sie beschreiben nur die Mindeststandards. Der Mensch mit seinen Bedürfnissen nach Rückzug und Kommunikation im Wechselspiel Arbeit - Arbeitsumgebung - Arbeitsmittel bleibt dabei in der Regel unberücksichtigt.
Hier setzt die Ergonomie an. Ihre Experten fokussieren sich auf die Schnittstellen zwischen dem Menschen, seiner Arbeitsaufgabe und den Arbeitsbedingungen. Dabei integrieren sie stets die aktuellen Erkenntnisse aus relevanten Fachdisziplinen wie Architektur, Facility Management, Akustik, Ergonomie, Arbeitswissenschaften etc. So können sie präventiv planen und das bestmögliche Zusammenspiel aller Faktoren für den Arbeitnehmer erzielen. Wichtig hierbei die Erkenntnis, dass es „den“ einen Arbeitsplatz für ältere beziehungsweise für jüngere Erwerbstätige nicht gibt.
Wie wichtig ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze sind, lässt sich gut an der Zunahme typisch berufsbedingter Bürokrankheiten wie etwa Rückenerkrankungen bis hin zu Bandscheibenvorfällen, Kopfschmerzen, Verspannungen etc. erklären. Häufig liegen die Ursachen hierfür in einer einseitigen Belastung des Körpers und einer statischen Haltung am Arbeitsplatz. Alarmzeichen für Unternehmen...
Präventiv handeln rechnet sich
Fehlt es an Bewegung am Arbeitsplatz, ist eine der wichtigsten Präventivmaßnahmen die Etablierung spezieller Sitzdynamiken - nicht zu verwechseln mit dem Schaukeln und Wippen auf bequemen Stühlen. Sitzdynamiken unterstützen eine wirbelsäulengerechte, bandscheibenfreundliche und muskelökonomisch bewegte Haltung. Ein gesundes Sitzverhalten lässt sich auch erlernen. Dabei gilt es, die Betroffenen einzubinden und ihnen das eigene Sitzverhalten vor Augen zu führen. Eigens dafür entwickelte Messgeräte dokumentieren auf einfache Art und Weise anschaulich das individuelle Sitzverhalten. Dabei werden dem „Sitzenden“ Zusammenhänge und deren Folgen bewusst gemacht, neues Verhalten erlernt und Fehlstellungen schon im Vorfeld vermieden.
Allerdings sind dem bewussten Sitzverhalten natürliche Grenzen gesetzt. Sobald konzentriertes Arbeiten das eigene Körpergefühl überlagert, muss die technische Ausstattung moderner Bürostühle greifen. Nach ergonomischen Kriterien entwickelte Funktionsstühle unterstützen den Körper genau an seinen Schwachpunkten, etwa der Stellung des Beckens und der Wirbelsäule. Innovative Techniken machen es möglich, dass Sitz und Rückenlehne synchron im stets richtigen Verhältnis den Bewegungen des Sitzenden folgen. Auf das individuelle Körpergewicht eingestellt, erzielt der gleichbleibende Gegendruck der Rückenlehne eine ausgewogene Sitzhaltung - gut für den gesamten Bewegungsablauf.
Stühle mit solchen Sitztechniken gleichen einen Teil der körperlichen Energiebilanz von Bewegung und Ruhe oder Be- und Entlastung aus. Damit sind sie besonders geeignet für den Einsatz in Unternehmen, die dem demografischen Wandel aktiv Rechnung tragen. Die Ergonomie bietet hierfür zahlreiche präventive Lösungsansätze.
Malte Lenkeit,
Ergonomie-Experte der
Dauphin HumanDesign® Group GmbH & Co. KG